Zentrum für Minimal-Invasive Chirurgie

Blinddarmentzündung

Unter einer Appendizitis wird eine Entzündung des Wurmfortsatzes des Blinddarmes verstanden. Im deutschen Sprachraum wird dieses Krankheitsbild medizinisch nicht korrekt als Blinddarmentzündung bezeichnet.

Die Entfernung des Wurmfortsatzes (Appendektomie) ist der häufigste abdominalchirurgische Eingriff und tritt in westlichen Ländern mit einer Häufigkeit von etwa 100 Fällen pro 100.000 Einwohner pro Jahr auf. Das Risiko im Laufe des Lebens an einer Appendizitis zu erkranken (Life-time-risk) liegt bei etwa 7 - 8 %, der Häufigkeitsgipfel liegt zwischen dem 10. und 30. Lebensjahr.

Meist sind Schmerzen in der Gegend des Bauchnabels sowie in der Magengegend spürbar, die sich innerhalb weniger Stunden in den rechten Unterbauch verlagern. Häufig leiden die Patienten unter Appetitlosigkeit, Übelkeit, Erbrechen und bekommen in fortgeschrittenen Stadien eine Darmlähmung (paralytischer Ileus). Die Körpertemperatur kann auf bis zu 39 °C ansteigen (Fieber) mit entsprechend beschleunigtem Puls (Tachycardie). Durch eine Verlagerung des Wurmfortsatzes kann es bei Schwangeren zu Schmerzen im rechten Ober- oder Mittelbauch kommen. Bei älteren Patienten sind die Beschwerden nicht so deutlich ausgeprägt, sodass die Symptome nicht so leicht zugeordnet werden können (sog. Altersappendizitis). Die Symptome einer akuten Appendizitis sind nicht immer typisch, sodass die Diagnosestellung schwierig sein kann.

Die Diagnose der Blinddarmentzündung wird im Rahmen der ärztlichen Untersuchung gestellt. Es gibt keinen Beweis dafür, dass eine Appendizitis vorliegt. Allerdings ist bei einem typischen Befund im Ultraschall die Diagnose mittlerweile sicher, da sich die Ultraschallauflösung in den letzten Jahren stark verbessert hat. Der Ausschluss einer Appendizitis bei überblähtem Darm oder bei adipösen Patienten ist jedoch oft schwierig. Auch die Computertomographie kann hilfreich sein, insbesondere wenn der betroffene Patient sehr dick oder dessen Darm überbläht ist und dessen Bauch deswegen im Ultraschall und mittels Tastbefund schlecht beurteilbar ist. Bei Frauen ist ggf. ein gynäkologisches Konsil zur Abgrenzung von entzündlichen Unterbaucherkrankungen zu empfehlen.

Besteht der Verdacht auf eine Blinddarmentzündung, ist die Appendektomie als operative Maßnahme angezeigt. Dabei sollte möglichst früh operiert werden. Die Appendektomie kann offen chirurgisch durch den sogenannten Unterbauchwechselschnitt durchgeführt werden oder laparoskopisch mit Hilfe einer in die Bauchhöhle eingeführten Kamera und weiteren Arbeitszugängen. Der Vorteil der minimal-invasiven Operationstechnik ist die bessere Übersicht in der Bauchhöhle und kommt insbesondere adipösen Patienten zugute.

Besonders bei sehr ausgeprägten Entzündungen (eitrige Appendizitis) besteht die Gefahr einer postoperativen Abszeßbildung (Eiteransammlung) im Bauchraum. In seltenen Fällen kann es zu einer Wundinfektion kommen.

Die Prognose der Erkrankung ist gut. Die Letalität (Sterblichkeit) des Eingriffs liegt bei nichtperforierter Appendizitis unter 0,001 % und ist damit sehr gering. Bei Durchbrüchen der Entzündung in die freie Bauchhöhle (Perforation) liegt sie allerdings bei etwa 1 %.