Zentrum für Minimal-Invasive Chirurgie

Leistenbruch

Leistenbrüche gehören zu den häufigsten operationspflichtigen Erkrankungen überhaupt. In der Bundesrepublik Deutschland werden jährlich über 200.000 Leistenhernien-operationen  durchgeführt. Dies entspricht einem Anteil von etwa 15% aller durchgeführten allgemeinchirurgischen Operationen.

Ein Leistenbruch (lat. Hernia inguinalis) ist ein Eingeweidebruch (fachsprachlich Hernie) im Bereich des Leistenkanales. Muskeln, Sehnen und Bindegewebe bilden die feste äußere Hülle der Körperhöhlen, wie zum Beispiel des Bauchraums. Kommt es an dieser Hülle zu Schwachstellen, entstehen Lücken – so genannte Brüche (Hernien). Der Leistenbruch ist neben dem Nabel-, Schenkel- und Narbenbruch die häufigste Hernie. Er tritt bei Männern und Frauen aller Altersgruppen im Verhältnis Männer : Frauen = 8:1 auf. Im Kindesalter tritt er bei 1–3 % aller Kinder, bei Frühgeborenen bei etwa 5 % auf. Die Behandlung erfolgt ausschließlich chirurgisch. Ein Bruch sollte immer rechtzeitig operiert werden, da die Gefahr einer Einklemmung mit Absterben von Darmteilen besteht. Sterben zum Beispiel Darmteile ab, führt dies unweigerlich zu einer lebensgefährlichen Situation.

Im Kindesalter entsteht der Leistenbruch durch einen Verbindungskanal, den Processus vaginalis testis („Scheidenhautfortsatz“). Hierbei handelt es sich um einen Teil des Bauchfells (Peritoneum), der im Laufe der Fetalentwicklung durch Wanderung des sich in der Bauchhöhle entwickelten Hodens in den Hodensack durch den Leistenkanal gestülpt wird. Zur Geburt verschließt sich dieser Kanal üblicherweise. Bleibt dieser Verschluss aus, kann es im Verlauf zum Eindringen von Bauchorganen in den Kanal kommen. Angeborene Leistenbrüche sind somit immer indirekte (laterale) Leistenbrüche.

Im Erwachsenenalter kann neben einer Veranlagung im Sinne einer Bauchwandschwäche oder zu weitem Leistenkanal, eine Erhöhung des Bauchinnendrucks zum Beispiel durch körperliche Schwerarbeit, chronisches Husten, starkes Pressen bei chronischer Verstopfung etc. die Bildung eines Bruches auslösen. Daneben treten Brüche oft auch bei Frauen in der Schwangerschaft auf. Gutachterlich wird schwere Arbeit allein nicht als Ursache eines Leistenbruches anerkannt (und entschädigt).

Ziehende, oft in die Hoden bzw. Schamlippen und die Innenseite des Oberschenkels ausstrahlende Schmerzen sind typisch für das Vorliegen eines Leistenbruches. Im weiteren Verlauf der Erkrankung wird eine Vorwölbung in der Leiste beim Stehen bemerkt, welche sich im Liegen wieder zurückbildet. Die Leistenhernie kann sich zu einem chirurgischen Notfall entwickeln, wenn es zu einer Einklemmung (Inkarzeration) von Bruchinhalt (Darmanteile) in der Bruchlücke kommt. Dieser Zustand ist durch das Auftreten von massiven Schmerzen gekennzeichnet und stellt eine sofortige Operationsindikation dar.

Ein Leistenbruch sollte baldmöglichst nach Diagnosestellung operiert werden, um einer Einklemmung von Organen und damit schwerwiegenden bis lebensbedrohlichen Folgen vorzubeugen. Eine alternative Behandlung gibt es nicht. Noch immer erhältliche Bruchbänder aus der Zeit, als es noch nicht möglich war, Leistenbrüche zu operieren, führen zu keiner Heilung, schwächen weiter die Bauchdecke und begünstigen eine Infektion der Haut. Schwerwiegende Nebenerkrankungen (Organinsuffizienzen) stellen aufgrund der Möglichkeit der Lokalanästhesie keine Kontraindikation zur Operation dar.

Grundsätzlich unterscheidet man heute drei operative Verfahren:

  • Konventionelle (offene) Hernienoperation ohne Kunststoffnetzimplantation (z.B. Shouldice-Operation)
  • Konventionelle (offene) Hernienoperation mit Kunststoffnetzimplantation (z.B. Lichtenstein-Operation)
  • minimal-invasive Hernienoperation mit Kunststoffnetzimplantation

Ziel aller Operationen ist der Verschluß der Bruchpforte und die Verstärkung der Hinterwand der Bauchdecke in der Leistenregion. Dies wird bei der Shouldice-Operation durch eine fortlaufende Naht gewährleistet. Nachteil dieser Operationstechnik ist die auftretende Gewebespannung, die zu einem Einreißen der vernähten Gewebeschichten führen und damit das Wiederauftreten eines Bruches begünstigen kann. 

Bei der offenen Operation nach Lichtenstein wird die Bruchlücke durch ein von vorne aufgelegtes Kunstoffnetz bedeckt. Vorteil dieses Verfahren ist die spannungsfreie Reparation.

Bei der minimal-invasiven Methode wird ein 10x15 cm großes Kunststoffnetz zwischen Bauchfell und Bauchwand plaziert. Hierdurch werden sämtliche Schwachstellen der Bauchdecke in der Region bedeckt. Vorteil dieser Methode ist die absolute Spannungsfreiheit, mit der sämtliche Schwachstellen der Leistenregion verstärkt werden. Die endoskopische Methode eignet sich besonders bei dem erneuten Auftreten eines Leistenbruchs (Rezidivhernie) sowie bei beidseitigen Leistenbrüchen.

Der Erfolg einer Leistenhernienoperation ist vor allem durch das Ausbleiben eines Rezidivs (Wiederauftreten einer Hernie) und Schmerzfreiheit definiert. Rezidive können nach allen Formen der Hernienreparation auftreten. Dabei treten etwa 40% der Rezidive innerhalb des ersten postoperativen Jahres auf. In der Fachliteratur liegt die . Postoperative Schmerzen durch Nervenirritation können in bis zu 40% auftreten. In der Mehrzahl der Fälle handelt es sich hier allerdings um vorübergehende Schmerzzustände. Verletzungen des Samenstrangs mit seinen Gefäßen sind sehr selten. Mittlerweile haben viele Studien gezeigt, daß es nach der laparoskopischen Methode zu deutlich weniger postoperativen Schmerzzuständen kommt, als dies nach offenen Rekonstruktionsverfahren der Fall ist. Darüber hinaus sind die Patienten nach laparoskopischem Vorgehen wesentlich schneller körperlich belastbar und wieder arbeitsfähig.

Bei allen genannten Operations-Methoden besteht ein gewisses Rezidivrisiko (Rezidivquote zwischen 0,7% und 10%), also das Risiko, dass erneut ein Bruch auftritt. Dieses Risiko ist bei der endoskopischen Methode etwas geringer.

Bei allen Leistenbruchoperationen muss bei männlichen Patienten auf die sorgfältige Schonung des Samenstrangs und der hodenversorgenden Gefäße geachtet werden, insbesondere bei der Methode nach Shouldice. Postoperative Schmerzen durch Nervenirritation können in bis zu 40% auftreten. In der Mehrzahl der Fälle handelt es sich hier allerdings um vorübergehende Schmerzzustände.

Viele Studien haben gezeigt, dass es nach der minimal-invasiven Methode zu deutlich weniger postoperativen Schmerzzuständen kommt, als dies nach offenen Rekonstruktionsverfahren der Fall ist. Darüber hinaus sind die Patienten nach minimal-invasivem Vorgehen wesentlich schneller körperlich belastbar und wieder arbeitsfähig.

In unserer Klinik favorisieren wir die total endoskopische präperitoneale Technik (TEP) zur Einbringung des 10 x 15 cm großen Kunststoffnetzes. Hierbei wird das Netz zwischen Bauchfell und Bauchmuskulatur platziert, die Bauchhöhle wird hierbei nicht eröffnet.

Qualität durch Spezialisierung: 
Seit diesem Jahr ist das Hernienzentrum Hameln-Pyrmont als eines der ersten Zentren in Deutschland mit dem Zertifikat für höchste Qualität in der operativen Therapie von sogenannten Eingeweidebrüchen (Hernien) wie Leisten-, Nabel-, Narben- oder Bauchwand-brüchen ausgezeichnet worden.