Zentrum für Minimal-Invasive Chirurgie

Narbenbruch

Narbenbrüche (auch Bauchwandbrüche genannt) treten gehäuft nach chirurgischen Eingriffen auf, bei denen große Bauchschnitte im Bereich der Mittellinie erforderlich waren. Rund 10 Prozent der Patienten sind davon betroffen. In der tragenden Schicht der  Bauchwand können in der Folge Lücken, Bruchpforten genannt, auftreten, durch die Darmschlingen hindurchtreten und die dann als Narbenbruch bezeichnet werden. Beim Anheben schwerer Gegenstände oder beim Husten wird der Bauchinnendruck erhöht und der Bauch- bzw. Bruchinhalt tritt dann unmittelbar unter die Haut.

Mancher Narbenbruch macht keine Beschwerden, es besteht aber immer die Gefahr, dass sich eine Darmschlinge in der Bruchpforte einklemmt. Hierdurch kann es einer seits zum Darmverschluß (Ileus) kommen, anderseits ist auch eine Durchblutungsstörung der Darmschlinge zu befürchten, die dann zum Absterben des Darmsegmentes führt.

Bei einem nicht eingeklemmten Narbenbruch tastet man unter der Haut im Bereich der Narbe eine Vorwölbung, die wegdrückbar ist. Diese Vorwölbung (= Bruch) wird mit der Zeit größer. Wenn im Bereich dieses Bruches plötzlich Schmerzen auftreten und wenn die Vorwölbung nicht mehr wegdrückbar (reponibel) ist, liegt eine Einklemmung des Bruches (Inkarzeration) vor. In diesem Fall sollte sofort umgehend ein Krankenhaus aufgesucht werden.
In erster Linie wird die Diagnose eines Narbenbruches durch die klinische Untersuchung gestellt. Bei kleineren Brüchen oder bei starkem Übergewicht (Adipositas) ist u.U. die Durchführung einer Ultraschalluntersuchung oder einer Computertomographie notwendig.

Aufgrund der jederzeit bestehenden Gefahr der Einklemmung von Darmanteilen sollte jeder Narbenbruch operiert werden.

Grundsätzlich unterscheidet man die offenen Versorgungstechniken eines Narbenbruchs von der minimal-invasiven Technik.

„Offene“ Operation mittels Bauchschnitt

Der Bruchsack wird über einen Schnitt freigelegt und bis auf Ausnahmen eröffnet. Der Inhalt wird in die Bauchhöhle zurück verlagert, der Bruchsack bis zum Hals präpariert, gekürzt und verschlossen. Danach erfolgt der Verschluss der Bruchpforte durch:

  • Direkte Naht (dieser Verschluss ist oft nur bei sehr kleinen Brüchen möglich)
  • Fasziendopplung: Die Ränder der Bauchwandschichten (Faszie) werden gedoppelt (also überlappend vernäht, um eine größere Stabilität zu erreichen).
  • Stabilisierung des Bruchpfortenverschlusses durch Kunststoffnetze: Bei größeren  Brüchen verfestigt man die Naht durch Kunststoffnetzen. Es kommen sowohl   nicht-resorbierbare als auch resorbierbare, neuerdings sogar spezielle Hybridmaterialien    zur Anwendung. Die einzelnen Methoden unterscheiden sich auch darin, in welcher Schicht der Bauchwand das Netz eingepflanzt wird.

„Geschlossene“ Operation mittels minimal-invasiver Technik

Dieser Zugang durch die Bauchdecke (Laparoskopische Chirurgie) hat sich auch in der Hernienchirurgie zunehmend etabliert. Prinzip ist hier in der Regel auch die Einbringung eines Kunststoff-Netzes in die Bauchwand in methodisch verschieden tiefen Schichten.

Vorteil dieser Technik ist die spannungsfreie Verstärkung der Bauchwand mit sicherer Überbrückung des Defektes, desweiteren wird der vorbestehende Narbenbereich nicht erneut eröffnet.

In unserer Klinik werden spezielle Kunststoffnetze mit einer 2-Komponenten-Textilstruktur in laparoskopischer IPOM-Technik (= intraperitoneales Onlay-Mesh) implantiert.

Eine generelle Überlegenheit gegenüber der konventionellen Technik konnte bis jetzt nicht bewiesen werden, weil die Langzeitergebnisse noch ausstehen. Aber die operations-begleitenden Beschwerden (Schmerzen) sind erheblich geringer wodurch eine Frühmobilisierung und Verkürzung der Krankenhausliegedauer resultiert.