Zentrum für Minimal-Invasive Chirurgie

Refluxkrankheit

Die gastroösophageale Refluxkrankheit ist eine häufige Erkrankung in den Industrieländern der westlichen Welt. Die Prävalenz liegt bei 10 % der Bevölkerung, wenn mehrmals wöchentliche oder tägliche Refluxsymptome zugrunde gelegt werden. Die Erkrankung wird nicht nur zunehmend häufiger diagnostiziert (weil die betroffenen Patienten häufiger den Arzt aufsuchen), sondern es scheint, dass die Inzidenz ebenfalls zunimmt. Darüber hinaus hat sich das Spektrum der Refluxkrankheit in den letzten Jahren erweitert, so durch Beziehungen zu Symptomen des Respirationstraktes (so genannte extraösophageale Manifestationen). Parallel zur Zunahme der Refluxkrankheit wird auch eine mögliche, wenn auch seltene Folgekrankheit, nämlich das Adenokarzinom des distalen Ösophagus im Gefolge der Ausbildung eines Barrett-Ösophagus, in rasch wachsender Zahl beobachtet.

Bei der Refluxerkrankung ist häufig der Verschlussmechanismus der Speiseröhre gestört, so dass Magensäure in die Speiseröhre zurückfließt. Dies kann zu einer Entzündung der Speiseröhre führen, der sog. Reflux-Ösophagitis. Weitere Ursachen können eine gestörte Funktion der Speiseröhre, eine verzögerte Magenentleerung und auch nicht selten ein Zwerchfellbruch sein.

Vor allem nachts (im Liegen), nach Mahlzeiten, häufig nach süßen Speisen, beim Bücken oder Heben von Lasten oder Konsum von Tabakrauch oder Alkohol kommt es zum sauren Aufstoßen von Magensaft und/oder zu Sodbrennen. Weitere Symptome können ein Brennen hinter dem Brustbein, Beschwerden beim Schlucken und Reizhusten und Heiserkeit (meist durch nächtliches Einatmen von Magensäure-Rückfluß) sein.

Unbehandelt kann die  gastroösophageale Refluxerkrankung zu schwerwiegenden Veränderungen der Speiseröhre führen:

  • Speiseröhrenentzündung
  • Verengung der Speiseröhre (Schluckbeschwerden)
  • Schleimhautveränderungen der Speiseröhre (Barrett-Ösophagus)
  • Speiseröhrenkrebs

Die wichtigste Untersuchung ist die Spiegelung der Speiseröhre und des Magens (Ösophagoskopie, Gastroskopie). Wenn eine Refluxkrankheit vorliegt, kann man die Veränderung direkt sehen. Es können auch Proben zur feingeweblichen Untersuchung (Histologie) gewonnen werden.

Weitere Untersuchungen sind die Bestimmung des Refluxausmaßes durch eine 24-h-Säuremessung in der Speiseröhre (24-h-pH-Metrie), ggf. ein Röntgenuntersuchung des Schluckaktes (Röntgenbreischluck) und eine Muskelfunktionsmessung des Speiseröhrenmuskels durch eine Speiseröhren-Manometrie.

Im Vordergrund steht eine fettarme Diät, sowie Tabakrauch- und Alkoholkarenz. Sehr zu empfehlen ist eine Gewichtsreduktion, wodurch der erhöhte Druck im Bauchraum abnimmt. Nächtliche Beschwerden lassen sich durch Hochlagerung des Oberkörpers, Keilkissen, Schrägstellen des Bettes lindern.

Medikamentös werden Säureblocker (Protonenpumpenhemmer) verordnet, welche die Magensäureproduktion hemmen. Unter dieser Therapie klingt die Entzündung in der Speiseröhre meist ab und die Beschwerden hören auf. In der Mehrzahl der Patienten treten die Beschwerden jedoch nach Absetzen der Medikamente wieder auf, so dass die Medikamenten-Einnahme häufig lebenslang notwendig ist.

Eine Operation ist nur dann medizinisch notwendig, wenn die medikamentöse Therapie keinen Erfolg zeigt und der Patient weiter unter Beschwerden leidet. Häufig wird die Operation jedoch auch auf Wunsch des Patienten durchgeführt, der nicht lebenslang Medikamente einnehmen möchte. Es gibt Hinweise darauf, dass durch eine Operation die Langzeitfolgen der Refluxerkrankung (Barrett-Ösophagus, Krebsentstehung) vermindert werden können.

Die ungenügende Verschlussfunktion des Übergangs von Speiseröhre zum Magen kann allerdings nur chirurgisch therapiert werden. Die Indikation zur chirurgischen Behandlung (laparoskopische Antirefluxchirurgie) besteht bei großen symptomatischen Zwerchfell-brüchen und bei Auftreten von Nebenwirkungen der Säureblocker.

Die Operation verhindert das Übertreten der Magensäure in die Speiseröhre. Es wird aus dem oberen Teil des Magens eine Manschette gebildet, die um den unteren Schließmuskel der Speiseröhre gelegt wird und diesen unterstützt (Fundoplicatio). Dieser Eingriff wird in der Regel minimal-invasiv durchgeführt.

Die Antirefluxchirurgie ist der medikamentösen Therapie hinsichtlich Beseitigung der Refluxbeschwerden gleichwertig innerhalb eines Zeitraumes von 5 - 10 Jahren. Überlegenheit einer Behandlungsmethode hinsichtlich des Langzeitverlaufs als auch der Kosten ist weder für eine medikamentöse Therapie noch für die Antirefluxoperation gesichert. Die operationsbedingte Letalität der laparoskopischen Antirefluxoperation liegt zwischen 0 % und 0,6 %. Die Langzeitergebnisse nach Operation zeigen bei mehr als 90 % der Patienten eine gutes Ergebnis.